Flottenelektrifizierung beim OMS Prüfservice – so ist der Umstieg gelungen.
Bis Anfang 2025 frei von Verbrennern in der Fahrzeugflotte zu sein – so das Ziel der OMS Prüfservice GmbH. Erfahren Sie hier, wie Planung und Umsetzung abliefen, um die Flottenelektrifizierung zu meistern.
Mit rund 900 Mitarbeitern in 43 Niederlassungen und aktuell knapp 600 betrieblich genutzen Elektrofahrzeugen, darunter ein großer Teil an Service-Fahrzeugen für Kundenbesuche, kümmert sich das Team der OMS Prüfservice GmbH um die elektrische Betriebssicherheit für Unternehmen. OMS zeichnet sich durch umfassende Prüfkonzepte in den Bereichen elektrische Betriebsmittel, Anlagen und Maschinen aus. Dabei ist das Unternehmen regional aufgestellt, sodass die meisten Kunden in etwa 45 Minuten Fahrzeit erreicht werden können. Ab diesem Jahr werden 100 % der Flotte E-Fahrzeuge sein, sodass nahezu alle Strecken elektrisch zurückgelegt werden. Wie die Umstellung der gesamten Flotte auf E-Mobilität erfolgt und was die bewährten Best Practices des Unternehmens sind, haben wir im Interview mit Florian Döring (Fuhrparkmanager bei OMS) erfahren.
Strategische Planung und Umsetzung der Flottenelektrifizierung.
Die Elektrifizierung wurde bei OMS in mehreren Phasen durchgeführt. Der Startschuss fiel mitten in der Corona-Krise im Jahr 2020 mit der Bestellung der ersten fünf ID.3 und erforderte eine sorgfältige Planung und Umsetzung. Zunächst wurde eine Testphase definiert, in welcher die Verantwortlichen bei OMS neben der Bestellung von Fahrzeugen vor allem eine umfangreiche Bedarfsanalyse zum Thema Laden im Allgemeinen und der Ladeinfrastruktur im Besonderen durchgeführt haben. Damit einhergehend wurden die Bereiche identifiziert, die am einfachsten zu elektrifizieren waren. Mit diesen wurde dann in die Testphase gestartet, um Erfahrungen zu sammeln und die Umstellung schrittweise auf die gesamte Flotte auszuweiten.
Neben den „Early Adaptern“ im regionalen Kundenservice hat auch die Geschäftsführung an der Pilotphase teilgenommen und sich selbst ein Bild vom Einsatz und Handling der Elektrofahrzeuge im (Arbeits-)Alltag gemacht. Dies stieß auf Anklang und verdeutlicht daduch den Stellenwert von E-Mobilität. Die ersten Erfahrungen der Testphase bestätigten schnell die Ergebnisse der vorab durchgeführten Analysen und zeigten, dass der Einsatz von E-Fahrzeugen auch im Kundenservice praktikabel ist. So wurden im darauffolgenden Jahr 120 weitere Elektrofahrzeuge bestellt. Bereits ein Jahr später, in 2022, hat OMS das konkrete Ziel aufgestellt, bis zum Jahr 2025 verbrennerfrei zu sein.
Welche Rolle spielte die Ladeinfrastruktur?
Florian Döring machte in unserem Gespräch schnell deutlich: „Ohne Ladeinfrastruktur funktioniert die Mobilität nicht.“ Bereits in der ersten Testphase stand ein Konzept zur geeigneten Ladeinfrastruktur weit oben auf der Prioritätenliste. Es zeigte sich nach intensiven Analysen, dass zu dem Zeitpunkt noch kein für OMS geeignetes und ganzheitliches Lösungskonzept auf dem Markt war. Die gesamte Konstellation eines Ladenetzwerks und auch damit verbundene Verrechnungen erwiesen sich als sehr komplex.
Erfreulicherweise hat OMS hierfür den passenden und ganzheitlichen Lösungsanbieter mit der Schwestergesellschaft „OMS E-Mobility GmbH“ im Haus. Überall dort, wo sich die Möglichkeit ergibt, Ladestationen durch Photovoltaikanlagen zu betreiben, versucht OMS einen Teil des Ladestrom-Bedarfs dadurch zu decken. Ebenso fördert OMS das Laden zu Hause durch finanzielle Unterstützungen bei heimischen Wallboxen der Mitarbeiter.
Welche Rolle eine effiziente Ladeinfrastruktur im Hinblick auf unterschiedliche Ladelösungen spielt, zeigt sich nicht nur in der Mobilität: Ohne eigene Ladeinfrastruktur sind regelmäßige Pausen an öffentlichen Ladestationen nicht nur ein Zeit-, sondern auch ein Kostenfaktor. Somit sollte gewährleistet sein, dass die Elektrofahrzeuge praktikabel und dementsprechend am besten über Nacht geladen werden, um für den Arbeitsalltag stets einsatzbereit zu sein und unerwünschte Pausen zum Nachladen zu vermeiden.
Kriterien für die Fahrzeugauswahl.
Bei der Auswahl der Elektrofahrzeuge spielen mehrere Faktoren eine entscheidende Rolle. Dazu gehören unter anderem Reichweite, Kosten und Ladezeiten der Fahrzeuge. OMS legt großen Wert darauf, dass die Fahrzeuge den Anforderungen des Arbeitsalltags gerecht werden, insbesondere in Bezug auf die Mobilität bei Kundenterminen. „Mindestens 300 Kilometer echte Reichweite im Winter auf der Autobahn und 150kw Ladeleistung.“ – So lauten die Kriterien von OMS, die alle Fahrzeuge der Flotte erfüllen. Bei der Fahrzeugauswahl erfolgte eine enge Beratung durch Marcel Schrader, dem Key Account Manager der Volkswagen Leasing.
Mitarbeiterinformation und Akzeptanz.
Dass es neben den Early Adaptern oder Fans von Elektromobilität auch Mitarbeiter gibt, die dem Thema skeptisch gegenüberstehen, ist keine Seltenheit. Vor allem das Thema Reichweite spielt hierbei eine nicht unwesentliche Rolle: „E-Mobilität ist ein sehr emotionales Thema“, so Florian Döring. Um die Mitarbeiter zu begeistern, muss Reichweite da sein. Grundsätzlich zieht er aber eine positive Bilanz hinsichtlich des Feedbacks der Mitarbeiter. „Einfach mal ausprobieren“, lautet hier die Devise. Vor allem aber hängt die Akzeptanz auch von einem guten Onboarding-Prozess ab.
Neben der finanziellen Unterstützung wie den Zuschüssen für Wallboxen legt OMS großen Wert auf das „How-to“ und bietet hierfür nicht nur regelmäßigen Schulungen an, sondern hat darüber hinaus auch einen unternehmensinternen Info-Hub ins Leben gerufen, auf dem die Mitarbeiter gesammelt Informationen zum Thema E-Mobilität finden. „Mitarbeiter abholen, begleiten und nicht so viele Fragezeichen offenlassen.“ Ein gutes Onboarding zeige sich auch später in der Schadenstatistik, denn mit dem richtigen Umgang und möglichen Besonderheiten der Fahrzeuge können spätere Probleme oder Schäden vermieden und dadurch auch nachhaltig Kosten eingespart werden.
Ein weiterer wichtiger Treiber für eine erfolgreiche Umstellung ist das Vorleben und Vorbild sein – auch von Seiten der Geschäftsführung. Die Umsetzung sollte von oben gelebt werden, um deutlich zu machen, dass ein Elektrofuhrpark für die jeweiligen Use-Cases praktikabel ist und letzten Endes „Spaß macht“. Döring beschreibt das Feedback der Mitarbeiter wie folgt: „Der allergrößte Teil der Mitarbeiter, die einmal ein Elektrofahrzeug als Dienstwagen hatten, möchten nicht wieder zum Verbrenner zurück. Sicher spielt hier auch die 0,25 % Versteuerung eine Rolle, die häufigsten Argumente sind aber die entspannte und ruhige Fahrweise und die Leistung, wenn man mal beschleunigen oder überholen muss.“
Fazit:
OMS befindet sich aktuell auf der Zielgeraden und hat den Verbrennerausstieg zu Beginn dieses Jahres erfolgreich abgeschlossen. Nach dem erfolgreichen Start der kleinen Testphase vor vier Jahren mit fünf ID.3 zeigte sich die Wichtigkeit eines Konzepts für eine geeignete Ladeinfrastruktur. Anhand von arbeitsalltäglichen Use Cases wurden Bedarfe analysiert und Kriterien für geeignete Fahrzeuge festgelegt. Dass dieser gesamte Prozess zunächst arbeits- und zeitintensiv ist, ist dabei nicht von der Hand zu weisen. Geht man allerdings mit diesem Investment, lohnt sich die Umstellung letztendlich für viele Bereiche des Unternehmens. Sei es im Hinblick auf Rentabilität, Einsparungen von CO2-Emissionen oder Förderung von nachhaltigen Energieressourcen. OMS gibt an, mit der vollständigen Elektrifizierung günstiger zu fahren als mit einem Verbrenner-Fuhrpark und somit in dieser Sparte langfristig Kosten einzusparen.
Ein weiterer wichtiger Faktor darf jedoch nicht vergessen werden: Besonders erwähnenswert für eine erfolgreiche Elektrifizierung ist die Akzeptanz durch Mitarbeiter. „Wir sind dankbar für alle, die sich am Prozess beteiligt haben freuen uns, dass wir unser Wort halten konnten und somit als Vorbild vorangehen können. Wir wünschen uns, dass viele weitere Unternehmen diesen Weg gehen können und teilen gern unsere Erfahrung.“ – so die Abschlussworte von Florian Döring.